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Leiter: |
Prof. Dr. Walter Bruno Berg |
Fachgebiet und Arbeitsrichtung: |
Romanistik, Lateinamerikanistik, Literatur- und Kulturwissenschaft |
Sonderforschungsbereich 541:
Das vorliegende Forschungsprojekt ist eines der 21 Teilprojekte des interdisziplinären Sonderforschungsbereichs 541 mit dem Titel "Identitäten und Alteritäten. Die Funktion von Alterität für die Konstitution und Konstruktion von Identität". Der Sonderforschungsbereich wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert. Er untersucht in einem breiten Fächerspektrum Formen und Prozesse kollektiver Identitätsbildung und geht dabei davon aus, dass jede Formierung eines "Selbst" von der Positionierung gegenüber einem oder mehreren "Anderen" abhängt.
Zusammenfassung des Projekts A4:
Gegenstand des Projekts ist die Erforschung der identitätsstiftenden Rolle innovatorischer Elemente des literarischen und audiovisuellen Gattungssystems in Lateinamerika. Der zeitliche Rahmen des Projekts beschränkt sich auf Untersuchungen zum 19. und 20. Jahrhundert, wobei der eigentliche thematische Schwerpunkt jedoch zunehmend auf die Untersuchung aktueller Entwicklungen bezogen werden soll. Das Projekt versucht, anhand von Einzelanalysen zu zeigen, wie die Hybridität lateinamerikanischer Gattungen zur Bildung von Alterität im Sinne pluraler Identitäten führt. Die identitätsstiftende Funktion der Gattungen wird dabei auch durch Untersuchungen der medialen Konstitution der Gattungen bestimmt.
Grundlegende Thesen:
Ausgangshypothese des Projekts ist, dass die Fragestellung nach den
Gattungen in Lateinamerika auf das Phänomen einer allgemeinen
kulturellen Praxis der Gattungsmischung verweist. Statt von originären
Neuschöpfungen von Gattungen auszugehen, wird daher ein grundsätzliches
Kontinuum von Gattungen angenommen, in welches die Hand der Autoren
modifizierend und damit ‚schöpferisch' eingreift. Der Zusammenhang von
Gattung und Identität kann demnach nicht anders als darin gesehen
werden, dass Gattungen diskursive Voraussetzungen der (De-)Konstruktion
von Identität/Alterität bilden. Die These der gegenseitigen Bedingung
von Gattung und Medium impliziert jedoch, dass die identitätsstiftende
Funktion von Gattungen nicht allein durch narrative Gattungsmerkmale
bestimmt werden kann, sondern die Berücksichtigung der medialen
Dimension der Gattungen miteinschließt.
In der Annahme, dass Identität nur in der Beziehung zu einem
kulturellen Anderen entstehen kann, geht das Projekt jedoch davon aus,
dass sich lateinamerikanische Identitätsmodelle nicht nur als
Andersheit gegenüber europäischen und nordamerikanischen Zentren
konstituieren. Darüber hinaus beruhen sie auf einem vielfältigen Netz
unterschiedlicher Identitäten, das aus dem allgemeinen Prozess der
"Mestizierung" ("mestizaje") oder "Hybridisierung" der
lateinamerikanischen Kultur hervorgeht. Zielsetzung des Projekts ist
daher, diesen Prozess anhand literarischer und audiovisueller Gattungen
nachzuvollziehen. Diese bilden aufgrund ihrer konstitutiven Hybridität
Modelle von Alterität, die als Vielfalt unterschiedlicher Beziehungen
zwischen dem Selbst und dem Anderen zu bestimmen sind.
Arbeitsbereiche: