Aus der Arbeit und in Arbeit
Das vorliegende Sprachcorpus heutiger Alltagsgespräche ist in den Jahren 2000 bis 2002 von Studierenden der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Lehrveranstaltungen von Stefan Pfänder entstanden. Die eigenständige Auswahl von Sprechsituationen, die Durchführung der Aufnahmen und die Transcription oblagen ganz den Studierenden. Sie haben sehr viel Eingagement eingebracht und aus der Arbeit heraus die Transcripte zur weiteren Arbeit hier zur Verfügung gestellt. Alle Transcripte sind 'work in progress' und müssen je nach Forschungsinteresse weiter verfeinert werden.

Familie, Freunde und Vertrauen
Die Aufnahmen erfolgten im engsten Freundes- oder Verwandtenkreis, so dass allen Aufnahmen gemeinsam ist, dass die Sprecher einander gut kennen. Dieses Vertrauen machte auch die Autorisierung für die Nutzung der Teilcorpora in Forschung und Lehre sehr leicht. Durch die behutsame Auswahl der transcribierten Stellen waren die Betroffenen oft mit großem Spaß dabei, sich selbst so locker reden zu hören.

Spachteln, schimpfen und spontan
Meist saßen die SprecherInnen beisammen und spiesen, sei es zu Weihnachten, am Wochenende in der WG oder auf der Grillwiese. Stets sind mithin mehr als zwei Sprecher beteiligt, oft drei bis vier. Die Tonqualität ist je nach Aufnahmesituation sehr variabel, und das Durcheinanderplappern und die Emotionalität sind auffällige Charakteristika des vorgelegten Corpus. Die SprecherInnen erzählen von früher, erinnern sich, schaudern in der Erinnerung noch einmal, oder schimpfen laut mit ihrem Nachbarn ... Gerade dies aber ist die gewünschte Spontaneität, die diese Alltagsgespräche so interessant für die sprachwissenschaftliche Analyse macht.

An die Arbeit!
Versteht man also unter Alltagsgesprächen spontane Unterhaltungen zwischen einander sehr vertrauten Menschen im engsten Freundes- und Familienkreis, bei denen gerade nicht die referentielle Sprachfunktion im Vordergrund zu stehen scheint, dann können Alltagsgespräche (beispielsweise aus syntaktischer und prosodischer Sicht) als vergleichsweise wenig erforscht gelten. Und doch sind es gerade solche Alltagsgespräche, die allgegenwärtig sind, die nicht ohne Einfluss auf Veränderungen der Sprache sein dürften und die - mindestens für die beiden Editoren - in hohem Maße spannend zu beobachten sind.

Halle, im Mai 2003
Oliver Ehmer und Stefan Pfänder


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