GOTTFRIED BAIST (1891-1918)

 

 

Geb. 28.2.1853 Ulfa/Hessen, gest. 22.10.1920 Freiburg i.Br., Geheimer Hofrat, o. Prof. Freiburg 1891-1918. Er stud. in Gießen und München (Konrad Hofmann) Romanistik, Geschichte und Germanistik, wurde nach längerem Auslandsaufenthalt, während dem er in Frankreich, Spanien, Italien und England nach Handschriften für die Monumenta Germaniae Historica suchte, 1884 Ass. an der Bibliothek zu Erlangen, wo er sich 1890 habilitierte. Noch im gleichen Jahr wurde er nach Freiburg berufen. Seine Arbeiten teilen sich in textkritisch-literaturgeschichtliche und etymologisch-sprachgeschichtliche. Seine erste Publikation war die kritische Ausgabe von Don Juan Manuels Libro de la Caza (Halle 1880), eines Falkenbuchs. Bereits hier wie in der zweiten spanischen Textedition (Aventuras en verso y prosa de Antonio Muños, Dresden 1907) erweist sich B. als Kultur- und Sachhistoriker. Baist interessierte sich besonders für das Spanische und war ein profunder Kenner des Altspanischen. Er untersuchte auch den Einfluss des Arabischen auf diese Sprachstufe. Seine Darstellung der spanischen Literaturgeschichte in Gröbers Grundriss ist noch ganz philologisch orientiert, d.h. das Fragen der Quellen, der Überlieferung und der Datierung im Vordergrund stehen. Ähnliches gilt für seine Geschichte der spanischen Sprache (Die spanische Sprache, Straßburg 1904). Er gehörte zusammen mit Hugo Schuchardt zu den Romanisten, die als erste das rein konstruktive Etymologisieren auf Basis der Lautgesetze in Richtung der 'Wörter und Sachen' verlassen haben. In seiner Rektoratsrede 1909 über "Perceval und die Sage vom heiligen Gral" breitete er die ersten Ergebnisse seiner Arbeiten zu Chrétien aus, die dann allerdings nicht abgeschlossen wurde, ebenso wie die geplante Edition der pseudoturpinischen Chronik.

Lit.: Deutsches Biographisches Jahrbuch, Überleitungsband 2, 1917-1920, Totenliste 1920, S. 335; Wer ist's? Unsere Zeitgenossen 8. Aufl. 1922, S. 343; Friedrich Schürr, „Nekrolog“, in: Zeitschrift für romanische Philologie 46, 1926, S. 129-134 (mit Bild).


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