HUGO FRIEDRICH (1937-70)
Geb. 24.12.1904 Karlsruhe, gest. 25.2.78 Freiburg. F. studierte Germanistik, Philosophie, Romanistik und Kunstgeschichte in Heidelberg und München. Seine akademischen Lehrer waren Max von Waldberg, Karl Vossler, Leonardo Olschki und Leo Spitzer, bei dem er sich in Köln habilitieren wollte. Da dieser als 'Jude' bereits 1933 seinen Lehrstuhl verlor und ins Exil gezwungen wurde, mußte der Anglist Herbert Schöffler seine Arbeit über das antiromantische Denken betreuen. Im Jahr 1937 wurde F. nach Freiburg berufen, wo er bis 1970 lehrte. Rufe nach Berlin, Bonn, München und Frankfurt lehnte er ab. Die Klassiker des frz. Romans (Leipzig 1939, später umbenannt in Drei Klassiker des französischen Romans, Frankfurt a. M. 1950), Die Struktur der modernen Lyrik (Hamburg 1956), Die Rechtsmetaphysik der Göttlichen Komödie (Frankfurt a. M. 1941), Epochen der ital. Lyrik (Frankfurt a. M.1964) sowie die Monographie Montaigne (Bern 1949) sind die Werke, durch die F. weit über die Grenzen seines Fachs hinaus berühmt wurde. Diese Titel zeigen zugleich die Schwerpunkte von F.s wissenschaftlicher Arbeit an: die franz. Moralisten, der realist. Roman des 19. Jh.s, ältere und neuere Lyrik, Dante und sein Werk. F. geht es um Kontinuität, wie die Begriffe 'Klassiker', 'Struktur' und 'Epochen' bezeugen. F., der selber glänzend formulierte und ausgefeilte Vorlesungen hielt, die große Auditorien zu begeistern vermochten, konzentrierte sich auf die überzeitliche Botschaft der von ihm untersuchten Werke, die in eine lange Traditionskette eingereiht wurden, deren Ausgangspunkt in Antike und Christentum verortet werden. Die Form der Literatur interessierte ihn mindestens so stark wie die vermittelten Inhalte. F. beherrschte die drei bedeutendsten romanischen Literaturen (Frankreich, Italien, Spanien) und hatte zu Beginn seiner akademischen Tätigkeit auch sprachwissenschaftliche Lehrveranstaltungen gehalten. Aufgrund seiner von ihm selber ironisch betonten 'Einzigartigkeit' wollte er keine Schule bilden, was nicht hinderte, daß er Schüler hatte. Mit Sieben ist die Zahl seiner Habilitanden nicht klein, doch kann man noch Schüler hinzuzählen, die entweder nach der Promotion zu anderen Lehrern überwechselten, jedoch in ihrer Ausrichtung seinen Einfluss nicht verleugnen konnten (Klaus Heitmann-Heidelberg, Rainer Hess-Freiburg, Rolf Klöpfer-Mannheim, Karl Maurer-Bochum, Arnold Rothe-Heidelberg), oder ohne Habilitation berufen wurden (Horst Ochse-Berlin).
Lit.: Frank-Rutger Hausmann, »Aus dem Reich der seelischen Hungersnot«. Briefe und Dokumente zur romanistischen Fachgeschichte im Dritten Reich, Würzburg 1993, S. 21-44; Willi Erzgräber, in: Ansgar Nünnung (Hg.), Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie, Stuttgart-Weimar ²2001, S. 195-196; Hausmann, 'Vom Strudel der Ereignisse verschlungen'. Deutsche Romanistik im 'Dritten Reich', Frankfurt a. M. 2000, S. 175-222.
SCHÜLER:
VITO ROCCO GUISTINIANI [siehe dort]
JÜRGEN FREIHERR VON STACKELBERG (1959-64)
Geb. 26.12.1925 Tengen, Habil. 1959 (Tacitus in der Romania, Tübingen 1960), o. Prof. Göttingen 1964, em. 1990 [Kürschner 2001 III, 3119].
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Geb. 3.5.1930 Bocholt, Dr. phil. Freiburg 1955, Habil. 1965 (Die Liebe in der hochmittelalterlichen Literatur Frankreichs, Frankfurt a.M. 1966), o. Prof. TU Berlin 1966, danach Erlangen, und Regensburg, em. 1998 [Kürschner 2001 II, 2443].
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Geb. 24.6.1927 Halle/S., Dr. phil. 1959, Habil. 1967 (Untersuchungen zur Seneca-Rezeption in Spanien vom 13. bis 17. Jahrhundert, München 1969), o. Prof. Kiel 1970, em. 1995.
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Geb. 1936, Habil. 1970 (Logos und List. Zur Entwicklung der Ästhetik in der frühen Neuzeit, Königstein 1985), o. Prof. Stuttgart bis 2001 [Kürschner 2001 II, 2923].
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Geb. 17.12.1934 Düsseldorf, Habil. 1971 (La Fontaine. Erträge der Forschung, Darmstadt 76), o. Prof. Münster 1974-99 [Kürschner 2001 I, 984].
Geb. 22.9.1936 Siegen, gest. 2001, Habil. 1972 (Die Zahl in der Divina Commedia, Bad Homburg 1973), o. Prof. Duisburg 1979 [Kürschner 2001 I, 1103].