ERICH KÖHLER (1970-81)
Geb. 1924, gest. 1981. K. stud. rom. Philologie in Leipzig, wo er 1950 bei Werner Krauss promovierte. Er habil. sich 1955 in Hamburg bei H. Petriconi und wurde 1958 o. Prof. für Rom. Philologie in Heidelberg, 1970 in Freiburg. Schon in seinen frühen mediävistischen Arbeiten zur höfischen Epik und zur provenz. Lyrik zeigt sich sein soziologisches Verständnis von Literatur und Wirklichkeit, das er gegen andere Modelle der Literaturwissenschaft, besonders werkimmanente Interpretationen, abgrenzt. Ihn interessieren die gesellschaftlichen Entstehungsbedingungen von Produktion und Rezeption der Literatur. K. hat sich bis zuletzt eine methodische Offenheit bewahrt, die auch psychoanalytische und kulturwissenschaftliche Verstehensweisen einschloss. K. war international bekannt und angesehen. Zusammen mit Hans Robert Jauss plante und begann er den Grundriss der romanischen Literaturen des Mittelalters, an dem Gelehrte aus mehreren Ländern mitwirkten. Wenngleich K. eine Vielzahl von Textanalysen praktizierte und publizierte, blieb das Mittelalter sein 'Laboratorium'. Das könnte damit zusammenhängen, dass die Gattungen in dieser Epoche wirklich ein Gefüge oder System bildeten und klar umrissen waren, und zudem der historisch-soziologische Kontext aufgrund geringerer Quellen leichter zu beschreiben war. Zu Köhlers Schülern gehören außer den in Freiburg habilitierten noch die Ehemaligen Ulrich Mölk-Göttingen, Fritz Nies-Düsseldorf, Matthias Walz-Bremen und Karlheinz Bender-Trier.
Lit.: Gabriele Müller-Oberhäuser, in: Ansgar Nünning (Hg.), Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie, Stuttgart-Weimar ²2001, S. 311-312.
SCHÜLER:
Geb. 19.9.1942 Ludwigshafen, Habil. Freiburg 1974 (Gattungen und Gattungsbezeichungen der Trobadorlyrik, Heidelberg 1975), o. Prof. Gießen 1975 [Kürschner 2001 II, 2588].
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Geb. 21.10.1943 Neunkirchen/Saar, Habil. 1974 (Epica feudale e pubblico borghese - Per la storia poetica di Carlomagno in Italia, Padova 1980), o. Prof. Augsburg 1975 [Kürschner 2001 II, 1709].
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