FRITZ NEUMANN (1882-90)

 

 

Geb. 23.4.1854 Warnemünde/Mecklenburg, gest. 3.2.1934 Heidelberg, stud. in Berlin und Heidelberg, wo er 1876 promovierte und sich 1878 mit der Arbeit Zur Laut- und Flexionslehre des Altfranzösischen hauptsächlich aus pikardischen Urkunden von Vermandois (Heilbronn 1878) habilitierte. Von 1880-1929 war er Mitherausgeber des Literaturblatts für germanische und romanische Philologie, nachdem er kurze Zeit Gustav Gröber bei der Herausgabe der Zeitschrift für romanische Philologie geholfen hatte. Als ihn 1890 ein Ruf nach Heidelberg erreichte, nahm er ihn an. Er ist der Begründer des Romanischen Seminars in Freiburg und der erste etatmäßige Fachvertreter, der zunächst als ao. Prof., ab dem 18.6.83 als o. Prof. dort wirkte. Neumann, der nur wenig publizierte, war vor allem als Lehrer angesehen. Sein Heidelberger Nachfolger Ernst Robert Curtius (ab 1929) würdigte seine Väterlichkeit; die Studenten nannten ihn deshalb 'Papa' Neumann. Er lehnte die Wahl zum Heidelberger Rektor mit dem Argument ab, dann keine Zeit mehr für die Betreuung seiner Studenten zu haben. Sein Schüler, der Münchner Ordinarius Karl Vossler, schrieb ihm: „Jeder, der, wie ich, als Schüler Ihren Hörsaal besuchen durfte, muss nach und nach beobachtet haben, wie Sie den Gegenständen und Fragen der theoretischen Forschung immer im Dienste der praktischen Belehrung die jeweils einfachste, fasslichste, lebendigste und eindringlichste Form zu geben wissen. Die Vorteile dieser pädagogischen Meisterschaft habe ich mit vielen Anderen lange bewundert und genossen. Zuletzt aber bin ich hinter das Geheimnis Ihrer Kunst gekommen. Bei allem, was Ihnen begegnet, sei es auf der Reise, sei es in der Stube, bei allen Problemen unserer Wissenschaft, an allen Enden der Romania haben Sie überall und immer - fast möchte ich sagen bei Nacht wie bei Tage - Ihre Schüler im Sinn: 'Wie bringe ich nur diese schwierige verwickelte Geschichte meinen lieben unbeholfenen Studenten am besten in den Kopf?' Der Gedanke an die wissenschaftlichen Bedürfnisse und an die Fassungskräfte der Schüler ist Ihnen außerhalb des Hörsaals sowohl wie auf dem Katheder ein unruhiger, mahnender, treuer Begleiter. Sie werden ihn nicht los, Sie sind von ihm besessen. - Um sich aber derartig besitzen zu lassen, bedarf es einer rückhaltlosen Hingabe. Und dieses ist das offene Geheimnis Ihrer Kunst: Die große Liebe zum Unterricht“. Bei dieser Liebe blieb nur wenig Zeit zu eigenen Publikationen. Immerhin hatte N. mit Vossler, Leonardo Olschki und Emil Levy drei prominente Schüler.

Lit.: Harri Meier, „Fritz Neumann zum 100. Geburtstag“, in: Ruperto-Carola 7. Jg., 17, 1955, S. 73f. (mit Bild); Dagmar Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803-1932, Berlin usw. 1986, S. 191-192; Frank-Rutger Hausmann, 'Vom Strudel der Ereignisse verschlungen'. Deutsche Romanistik im 'Dritten Reich', Frankfurt a.M. 2000, S. 176f.


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FREIBURGER SCHÜLER:

 

EMIL LEVY

Geb. 23.10.1855 in Hamburg, gest. 28.11.1917 in Freiburg, Schüler von Adolf Tobler in Berlin, bedeutender Provenzalist, Verfasser des achtbändigen Provenzalischen Supplementwörterbuchs (1892-1924), habil. 1883 bei Neumann in Freiburg (Der Troubadour Bartholome Zorzi, Halle 1883), zunächst Priv.-Doz., nach Neumanns Fortgang apl. Prof.

Lit.: A. Zischka, Allgemeines Gelehrten-Lexikon, Stuttgart 1961, S. 382.

 

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