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Fachdidaktik

Wissenschaftliche Leitung: Andrea Klinkner (Trier), Domenica Elisa Cicala (Eichstätt)

Aus fachdidaktischer Perspektive wollen wir mit der Diskussion des Begriffs ‘Kategorie’ die Aufmerksamkeit auf verschiedene Lesarten lenken, die das Lehren und Lernen des Italienischen als Fremd- und/oder Zweitsprache betreffen.

Im Hinblick auf die historische Entwicklung sprachdidaktischer Ansätze und Methoden hat sich im Laufe der Jahrhunderte die Verwendung von Bezeichnungen oder ‘Etiketten’ durchgesetzt, um bestimmte Perioden, die Merkmale gemein haben, zu definieren: von der Grammatik- Übersetzungsmethode zur direkten Methode, von der audiovisuellen zur kommunikativen Methode, um nur die wichtigsten zu nennen. Die diachrone Perspektive auf die Geschichte des sprachdidaktischen Diskurses und damit der Versuch einer Systematisierung der zeitlich nachvollziehbaren Entwicklungsstufen der Vermittlungsmethoden einer Fremdsprache kann als Ausgangspunkt für die Untersuchung methodologischer Kategorien und Aspekte dienen, um die heutige, neokommunikative Fachdidaktik zu charakterisieren.

Ziel ist es, die didaktischen Prinzipien zu vertiefen, die heute als grundlegende Leitlinien gelten, auch vor dem Hintergrund verschiedener Referenzdokumente – man denke beispielsweise an den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen und die ergänzenden Bände von 2018 und 2020, an die Empfehlung des Rates zu einem umfassenden Ansatz für das Lehren und Lernen von Sprachen von 2019, an die Bildungsstandards für Deutschland, sowie an die verschiedenen Lehrpläne, Studienpläne und Profile, die das Fach Italienisch auf verschiedenen Ebenen und auch die verschiedensten Bildungsabschlüsse betreffen.

Bei der Beschreibung der sprachlich-kommunikativen Kompetenzen nimmt in den üblichen Klassifikationen neben Hören und Lesen, Sprechen und Schreiben beim Erlernen einer Fremdsprache die Kompetenz der Mediation einen herausragenden Platz ein, da sie die Kombination von sowohl rezeptiven als auch produktiven Kompetenzen beinhaltet, wobei auch ganz spezifische Strategien zum Einsatz kommen müssen. Darüber hinaus ist neben der Schulung der einzelnen Kompetenzen auch die Bedeutung der Entwicklung von mehreren, kombinierten Kompetenzen zu berücksichtigen, die unter anderem auch durch die Bearbeitung sogenannter ‘compiti di realtà’ oder ‘Lernaufgaben’ geschult und ausgebaut werden. Lernaufgaben stellen komplexe Aktivitäten dar, die Themen aus der Lebenswelt der Lernenden aufgreifen und problemlösungsorientiert gestaltet sind. Primäres Ziel des Fremdsprachenunterrichts ist die Entwicklung der interkulturellen kommunikativen Handlungskompetenz, bei der die Überwindung des binären Gegensatzes zwischen zwei kulturellen Wirklichkeiten – der eigenen und der des Landes, dessen Sprache erlernt wird – anzustreben ist. Für diesen Zusammenhang eignen sich Untersuchungen und Reflexionen, die sich nicht nur mit der Art und Weise beschäftigen, wie die traditionelle kategorielle Zweiteilung in rezeptive und produktive Fertigkeiten überwunden werden kann, sondern auch damit, wie die interkulturelle Dimension durch die transkulturelle Perspektive erweitert und mit ihr vereint wird, oder gar mit deren möglichen konzeptionellen Kategorisierungen und machbaren Umsetzungen im Klassenraum in konkreten Unterrichtsaktivitäten.

Im Hinblick auf die Inhalte des Italienischunterrichts (als Fremd- und Zweitsprache) lädt der Kategorienbegriff dazu ein, die Methoden des Unterrichtens von grammatikalischen und syntaktischen Kategorien in vertiefter Weise zu beleuchten. Wie wird heute Grammatik unterrichtet? Welcher Raum ergibt sich für die systematische Behandlung der einzelnen Kategorien bzw. der Klassen, in die die Bestandteile des Diskurses einzuteilen sind in einem Unterricht, dessen grundlegendes Ziel die Entwicklung kommunikativer und interkultureller Sprachkompetenzen darstellt? Zu untersuchen wäre darüber hinaus – und dies mittels empirischer Untersuchungen unter Einbeziehung von Lehrbüchern, Lektüren und Unterrichtsmaterialien – welches die thematischen Bereiche und Inhalte sind, die im Unterricht behandelt werden. In welche Kategorien können sie eingeordnet werden? In welchem Maße entsprechen sie den Interessen der Lernenden und stellen für sie relevante Themen dar? Auch mit Blick auf die Kategorien, die Textgattungen und Untergattungen systematisieren wäre zu eruieren, welche Typologien in Abhängigkeit von den jeweils gesetzten Zielen, dem Niveau der Sprachkompetenz und dem Alter der Lernenden im Unterricht eingesetzt werden können. In diesem Zusammenhang sind auch Beitragsvorschläge zu verschiedensten Textsorten zur Verwendung im Unterricht willkommen, die sich mehreren und unterschiedlichsten Kategorien zuordnen lassen.

Schließlich laden wir dazu ein, den Begriff der Kategorie auf die Gruppe von Personen zu beziehen, die den gleichen Beruf ausüben, und die ‘Kategorie der Lehrkraft’ zu betrachten, um den Wandel der Rolle der Lehrenden im Laufe der Jahrzehnte nachzuzeichnen, bis hin zur heutigen, von den Folgen der Pandemie und des technischen Fortschritts wie ChatGPT und dergleichen beeinflussten Position nachzuzeichnen. Diesbezüglich wollen wir insbesondere der Frage nachgehen, wie das zukünftige Lehrpersonal ausgebildet werden soll bzw. wird, vor allem im Hinblick auf die Herausforderungen des aktuellen Zeitgeschehens, das sich Inklusion und Digitalisierung auf die Fahnen geschrieben hat, aber auch vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Ausbildungsangebote und universitären Curricula, die aus nationaler und internationaler Perspektive in den Blick genommen werden sollen. Wie sind die Lehrpersonen darauf vorbereitet, mit unterschiedlichsten Situationen und eventuellen Kategorien von Lernenden mit besonderen Bedürfnissen (special needs) im Unterricht differenziert umzugehen? Welche thematischen und methodischen Aspekte werden bzw. sollten nach der Ausbildungszeit in den kontinuierlichen Fortbildungsphasen im Hinblick auf lebenslanges Lernen (lifelong learning) behandelt werden?

Die oben genannten Themenbereiche dienen allein dem Ziel, Denkanstöße zu geben, um das Thema möglichst breit und tiefgehend zu behandeln. Weitere Ideen und Beitragsvorschläge sind willkommen.